Im Winter kam ein Moment, da lechzte ich nach Gelb. Jede Variante dieser Licht und Leichtigkeit vermittelnden Farbe war mir recht: Absinthgelb, Vanillegelb,
Veroneser Gelb, Zartgelb, Indischgelb, Goyagelb, Neapelgelb oder auch Safran, König der Gewürze. Das Lesen dieser Bezeichnungen allein stimmte mich fröhlich und erfrischt.
Doch Gelb ist auch konträr! Es ist Sonne, Erleuchtung, golden, hell, freundlich und zugleich steht es für Neid (neben grün), Geiz und Egoismus. Gelb gehört zur gleichen Wortfamilie wie Galle,
dort, wo der Ärger sitzt.
"Im Mittelalter wurde Gelb Kennfarbe aller Geächteten. Eine Hamburger Kleiderordnung von 1445 schrieb Prostituierten ein gelbes Kopftuch vor." (Eva Heller, Wie Farben Wirken)
Das Arbeiten mit Gelb auf der Leinwand setzt Mut voraus. Nur ein Narr glaubt, es wie jede andere Farbe einsetzten zu können. Es macht keinerlei Anstalten, sich zu entschuldigen, es ist äusserst
selbstbewusst und anstatt Gefangene zu nehmen, bringt es gleich alle um. Gelb wird Dich auslachen und niemals auf Dich warten.
Also warum freiwillig mit Gelb malen? Ach, es gibt nichts herrlicheres.
Wenn ich es schaffe, mit ihm mitzuhalten, lädt es mich ein zu ungeahnten Höhenflügen. Erhabene Sphären erfüllt von Freude und Helligkeit.
Und ganz nebenbei färbt eine gute Portion Selbstbewusstsein auf mich ab. Wer nimmt das nicht gerne mit? Mutig, auf zu neuen, gelben Ufern!
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