Auch ein Bild muss mal an die frische Luft und so machte sich Falter
(Butterfly Series) auf den Weg in den Stadtpark. Angekommen, nahm es erstmal ein belebendes Bad im Blumenmeer. Die Rudbeckia spendete ein bisschen Schatten, wofür Falter sehr dankbar
war, denn die Sonne machte sich daran, sein Pigment zu verbrennen.
Danach ging er ins Lesecafe, wo ein genüsslicher Kaffee auf ihn wartete. Gestärkt gesellte er sich zu den anderen Parkvergnügungslustigen und spielte eine Partie Schach - es war ein spannendes
Spiel, das Falter mit Bravour meisterte.
Auf dem Rückweg traf er sich noch mit seinem besten Freund und führte eine hitzige Diskussion über die Frage, ob Acrylfarbe nicht gänzlich abgeschafft werden sollte. Falter hielt sie für die
unlebendigste Farbe, die es gäbe.
Dann nahm er den Bus nach Hause, denn seine Leinwand war müde geworden. Auf dem Weg zurück ins Atelier ging er noch einmal kurz über den Spielplatz an der Ecke, um sich ein wenig an der
Kletterwand von der fordernden Unterhaltung abzureagieren.
Schliesslich hing er sich zurück an die Wand, wo er vorbereitet wurde für's
Fotoshooting, denn er stand zum Verkauf. Während er so in der Maske wartete, dachte er, dass er sich eigentlich mit jeder neuen Wand arrangieren könnte. Denn was waren schon Lichteinfall,
Kerzenqualm, Rauch, schokoladige Patschehändchen und öde Unterhaltung gegen das, was er heute alles erlebt hatte?
Vielleicht würde er ja auch in ein harmonisches Zuhause kommen mit charmanten Besitzern, die anregende Gespräche führten, den Raum stets angenehm temperiert hielten, ihn ordentlich ausleuchten
würden, sich respektvoll nach draussen begeben würden, wenn sie rauchen wollten, den Kindern erkären würden, dass man ihn gefälligst nicht anzufassen hat und im Allgemeinen alles tun würden, um
ihm einen gebührende Platz zu verschaffen. Schliesslich war Falter ein Bild von Welt, das in seinem Wert unaufhörlich steigen würde und dementsprechend plaziert werden musste.
Ja, so einen neuen Besitzer stellte er sich vor!
Da er heute wieder daran erinnert worden war, dass wir werden, was wir denken, entschloss er sich, von nun an seine Gedanken aufmerksam zu beobachten und im Falle von Negativität, diese neu
auszurichten. Er freute sich nun richtig auf das Fotoshooting und wollte sich von seiner besten Seite zeigen, um seine neuen Besitzer gleich von Anfang an zu beeindrucken.
Was für ein Tag, Falter war zufrieden!
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